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Absicherung Arbeitskraft

Ist die Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll – nur für Handwerker?

Wann macht eine Grundfähigkeitsversicherung Sinn?

Sie möchten Ihre Arbeitskraft absichern? Sie suchen nach einer Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung, weil die Beiträge zu hoch sind? Sie haben Zweifel, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung leistet? Ist die Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll zur Absicherung der Arbeitskraft?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grundfähigkeitsversicherung sichert nicht den ausgeübten Beruf sondern die versicherten Fähigkeiten ab
  • Im Leistungsfall wird eine monatliche Rente gezahlt
  • Es bekommen auch dann eine Leistung, wenn Sie ihren Beruf weiter ausüben
  • Die Grundfähigkeitsversicherung kann sowohl für Handwerker als auch für kaufmännische Berufe Sinn machen

 

Wie ist die Definition einer Grundfähigkeitsversicherung?

Bei der Grundfähigkeitsversicherung geht es nicht um die Absicherung eines bestimmten Berufes, sondern um die Absicherung von Fähigkeiten. Bei dieser Versicherung wird ebenfalls eine monatliche Rente gezahlt, wenn bestimmte versicherte Grundfähigkeiten über einen Zeitraum von 12 Monaten oder länger nicht mehr vorhanden sind. Bei einigen Versicherern tritt der Leistungsfall schon nach 6 Moanten ein. Folgende Fähigkeiten können versichert werden

 

  • Sehen, Sprechen, Gehen, Schreiben
  • Auto fahren
  • Körperteile gebrauchen (Hände, Beine, Arme)
  • Knien und Bücken
  • Heben und Tragen
  • Beeinträchtigung von Auffassung, Konzentration, Gedächtnis, Orientierung
  • Psyche

 

Was sind häufige Ursachen für den Verlust einer versicherten Grundfähigkeit?

 

  • Gleichgewichtsstörung durch Schlaganfall oder Nervenerkrankungen
  • Bücken und/oder hinknien nicht mehr möglich aufgrund von Knie- oder Hüftarthrosen
  • Entzug der Fahrerlaubnis wegen Epilepsie
  • Parkinson
  • starke Sehstörungen

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Wie sehen die Leistungsvoraussetzungen genau aus?

 

  1. An den folgenden 3 Beispielen sehen Sie, wie die Leistungsvoraussetzungen aussehen:Verlust der Grundfähigkeit Autofahren: Das Führen eines Pkws ist nicht mehr möglich. Hierzu muss die Fahrerlaubnis nachweislich aus gesundheitlichen Gründen entzogen worden sein.
  2. Verlust der Grundfähigkeit Knien und Bücken: Hinknien oder bücken, um mit den Fingern den Boden zu berühren und sich danach wiederaufzurichten, ist nicht mehr möglich.
  3. Verlust der Grundfähigkeit Gehen und Treppensteigen : 400 Meter können nicht mehr selbstständig gehend zurückgelegt oder eine Treppe mit 12 Stufen hinauf- und hinabgestiegen werden – auch nicht mit einer Pause von mind. 1 Minute.

Führt eine psychische Krankheit zur Ablehnung einer Grundfähigkeitsversicherung?

Bei der Grundfähigkeitsversicherung wird bei Antragstellung eine Gesundheitsprüfung durchgeführt. Hier wird der Zeitraum der letzten 5 Jahre abgefragt. Waren Sie in den letzten 5 Jahren wegen einer psychischen Erkrankung in ärztlicher Behandlung, müssen Sie das angeben. Diese Angabe führt aber nicht zwangsläufig zur Ablehnung des Antrags. Es hängt vom Verlauf der Krankheit ab. Folgende Punkte sind relevant:

 

  • Befinden Sie sich noch in ärztlicher Behandlung?
  • Wenn nicht, wie lange sind Sie beschwerdefrei?
  • Liegen psychotische Symptome vor?
  • Befinden Sie sich in einer laufenden Psychotherapie?

Falls Sie sich in einer laufenden Behandlung befinden, ist von einer Ablehnung auszugehen. Dies ist aber nur der Fall, wenn die Psyche als körperliche Fähigkeit versichert ist. Mittlerweiel bieten einige Versicherer Baustein-Produkte an. Hier kann dann bei psychischen Vorerkrankungen der Baustein Psyche weggelassen werden, so dass bei den Gesundheitsfragen nach psychischen Erkrankungen nicht gefragt wird.

 

Wie gebe ich eine Grundfähigkeitsversicherung in der Steuererklärung an?

Die Beiträge zur Grundfähigkeitsversicherung können genau wie die Beiträge zur Berufsunfähigkeitsversicherung als Sonderausgaben steuerlich abgesetzt werden. Dadurch kann das zu versteuernde Einkommen und somit die Steuerzahlung reduziert werden.

 

Ist die Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll als BU für Handwerker?

Die Grundunfähigkeitsversicherung wird gerne als Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerker verkauft. Eine monatliche Rente in Höhe von 2.000 EUR ist in der Grundfähigkeitsversicherung für etwa 40 % des Beitrages der Berufsunfähigkeitsversicherung zu haben. Viel wichtiger ist jedoch, dass in der Grundfähigkeitsversicherung konkrete körperliche Fähigkeiten versichert sind. Das macht den Versicherungsschutz viel greifbarer.

Wo liegen die Vorteile der Grundfähigkeitsversicherung gegenüber der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Streitigkeiten zwischen Kunde und Versicherer entstehen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung im Leistungsfall regelmäßig durch folgende Punkte:

  • die 50 %-ige Berufsunfähigkeit wurde nicht erreicht
  • Einkommenseinbuße liegt unter 20 %
  • eine Umorganisation des Arbeitsplatzes verhindert die Berufsunfähigkeit
  • eine konkrete Verweisung ist zumutbar

Bei der Grundfähigkeitsversicherung sind die Leistungsvoraussetzungen klarer geregelt. Zudem spielen Einkommeneinbußen bei der Grundfähigkeitsversicherung keine Rolle.

Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll für Denker?

Mittlerweile haben einige Versicherer ihr Produktangebot im Bereich der Grundfähigkeitsversicherung auch auf Berufe abgestimmt, die nicht körperlich tätig sind. Die abgesicherten Grundfähigkeiten sind auf die „Denker-Berufe“ zugeschnitten. Bei diesen Produkten stehen folgende Grundfähigkeiten im Fokus:

  • Schreiben
  • Sitzen
  • Sehen
  • Hören
  • Sprechen
  • geistige Leistungsfähigkeit

 

Welche Anbieter gibt es bei der Grundfähigkeitsversicherung?

Folgende Versicherer bieten aktuell eine Grundfähigkeitsversicherung an:

 

  • Allianz
  • Canada Life
  • Dortmunder
  • Gothaer
  • Nürnberger
  • Volkswohl Bund
  • WWK
  • Zurich

Die einzelnen Anbieter haben teilweise mehrere Tarife mit unterschiedlichen versicherten Fähigkeiten. Der passende Tarif muss für jeden Einzelfall individuell ermittelt werden.

 

Woran erkenne ich einen guten Tarif bei der Grundfähigkeitsversicherung?

Wie schon weiter oben erwähnt kommt es grundsätzlich auf den Einzelfall an. Welche Grundfähigkeiten müssen für einen persönlichen Bedarf versichert sein? Das sollte die wichtigste Frage bei der Tarifauswahl sein. Uns sind aber einige weitere Punkte aufgefallen, die beachtet werden sollten:

 

Wann wird geleistet?

Die meisten Anbieter zahlen die versicherte Rente, wenn ein Leistungsauslöser also eine versicherte Fähigkeit nicht mehr vorhanden ist. Falls ein Versicherer mehrere Leistungsauslöser fordert, ist das negativ zu beurteilen.

 

Wie lange ist der Prognosezeitraum?

Standard sind hier 12 Monate. Ist eine versicherte Grundfähigkeit voraussichtlich länger als 12 Monate nicht vorhanden, geht der Versicherer von einer dauerhaften Beeinträchtigung aus. Fordert ein Versicherer mehr als 12 Monate ist das negativ zu beurteilen.

 

Psyche versichert?

Die Psyche ist bei einigen Tarifen automatisch mitversichert, bei anderen nicht oder nur gegen Zusatzbeitrag. Da immer mehr Menschen an psychischen Erkrankungen leiden, sollte die Psyche mitversichert sein.

 

Fazit:

Die Grundfähigkeitsversicherung ist mehr als eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerker. Der Ansatz bestimmte Fähigkeiten anstatt einen konkreten Beruf zu versichern ist absolut sinnvoll – auch für kaufmännische Berufe. Da mittlerweile fast 50 % der Arbeitnehmer und Selbständigen einen Bildschirm-Arbeitsplatz haben, passt die Absicherung von Fähigkeiten wie Sehen, Sitzen oder Schreiben hervorragend in die moderne Arbeitswelt.

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